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Ära des Zwists, Teil VI
Datum: 24.06.2013
Savassan hatte sich verändert. Er war den anderen Protoss schon immer ein Rätsel gewesen, aber als er mit Temlaa im Schlepptau zurückkehrte, verstanden sie ihn noch weniger. Temlaa hatte lange gebraucht, um zu begreifen, was Savassan ihm zu übermitteln versuchte; der Stamm der Shelak brauchte noch länger. Aber Savassan blieb beharrlich. Zunächst sprach Savassan von den Kristallen. Er und Temlaa führten vor, wie man sie berührte, wie man sich auf die Verschmelzung vorbereitete, auf den Verlust des eigenen Ichs und den Zugewinn eines anderen, auf alles, das wie eine Welle kam und einen hinfortschwemmte, wenn man nicht Acht gab. Stolz sah er mit an, wie sie einer nach dem anderen die ersten zögerlichen Schritte taten, hinein in etwas Großes, Schönes und Tiefreichendes. Sie lernten, wie man mit den Kristallen und miteinander arbeitete, und die Erfahrung verband sie noch stärker. Aber Savassan war noch nicht zufrieden... "Wir brauchen... einen Weg in diesen Zustand", sagte Savassan zu Temlaa. "Einen Weg, um zu ordnen. Es muss Richtlinien dafür geben, wie man diese Einheit, in der wir uns wiederfinden, lenkt. Wir alle... jeder Einzelne von uns... müssen danach streben, gut zu sein, rein und heilig, damit das, was wir zum Ganzen beitragen, es noch profunder und stärker macht." "Aber wie sollen wir die anderen dazu bringen? Wie sollen wir es schaffen, ihnen die Macht des Kristalls begreiflich zu machen? Ich kann doch nicht einfach in ein Lager spazieren und sie auffordern, uns zu folgen." "Nein, du kannst das nicht. Aber ich vielleicht." Savassan hatte nicht einmal Temlaa eröffnet, was er plante. Er sagte ihnen nur, dass der Stamm sich sammeln solle, als die Dämmerung mit rosigen und goldenen Fingern über den purpurnen Himmel tastete. Jeder von ihnen wählte einen Kristall aus und trug ihn ehrfurchtsvoll hinaus. Savassan sah sie der Reihe nach. "Was wir zu tun im Begriff sind", sagte er, "wird, wie ich hoffe, als Wendepunkt in der Geschichte unseres Volkes lange in Erinnerung bleiben. Ich wurde von den Xel'Naga berührt, und im Gegenzug habe ich ihnen mitgeteilt, was ich mit euch gelernt habe, mein Stamm. Aber damit darf es nicht genug sein. Setzt Euch. Haltet die Kristalle vor euch hin. Und wenn ich es euch sage, wird jeder von uns seinen Kristall berühren, die Augen schließen und seinen Geist und sein Herz öffnen für jene Protoss da draussen, die nach dem hungern... die nach etwas hungern und dürsten, von dem sie nicht einmal wissen, dass es existiert. Wir erschaffen nichts Neues. Wir entdecken etwas Altes wieder. Wir erinnern uns dessen, was vergessen war." Temlaa schauderte. Langsam ließ er sich neben seinem Meister auf dem feuchten Erdboden nieder. Ohne den Kristall auch nur zu berühren, war er bereits mit ihnen verbunden und spürte ihre Sorge, ihre Hoffnung, ihre Angst. "Berührt die Kristalle", sagte Savassan, "und ruft nach unseren Brüdern und Schwestern."
Ich erlebe, was sie erlebt haben: den Augenblick, die Verbindung, die uns für immer veränderte.
Der Mystiker Savassan brachte ihnen bei, was er gelernt hatte. Wie man Geist und Gedanken mit anderen verband und die daraus entstehende Energie nutzte. Wie man Gedanken konzentrierte und lenkte und die anderer respektierte, während man sie zu einem Ganzen verschmolz, das so harmonisch war, dass die Protoss fast wie ein einziger, strahlender, wunderbarer Geist waren. "Das ist der Weg der Ordnung", sagte Savassan. Savassan, dessen Name alle vergessen würden, alle bis auf die Bewahrer. Heute kennt man ihn unter dem Namen Khas. Wir verehren ihn und gedenken seiner. Das holte uns aus der Ära des Zwists. |
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